Schurwolle: Materialkunde
Ganz gleich ob in der kalten oder der warmen Jahreszeit – man kuschelt sich immer gerne in Textilien aus Schurwolle! Das natürliche Material kommt von Bettdecken über Hausschuhe bis hin zur warmen Winterkleidung in verschiedenen Produkten zum Einsatz. Alles Wichtige über Schurwolle, durch welche Eigenschaften sie sich auszeichnet und wie man sie waschen kann, erfahren Sie hier!
Was ist Schurwolle?
Jeder weiß: Wolle stammt aus dem Fell von Schafen. Die flauschigen Haare der Tiere sind eine Naturfaser und bestehen größtenteils aus Eiweiß. Wolle ist jedoch nicht gleich Wolle! Was genau versteht man also unter dem Begriff „Schurwolle“ und worin liegt der Unterschied zu anderen Wollarten?
Reine Schurwolle: was genau ist das?
Schafschurwolle stammt ausschließlich von lebenden Tieren und wird ein- bis zweimal im Jahr frisch gewonnen. Alttextilien oder Felle geschlachteter Schafe fallen somit nicht darunter. Wenn der Wolle keinerlei chemische Substanzen oder synthetische Fasern beigemischt wurden, wird sie als reine Schurwolle bezeichnet. Bei Schafschurwolle unterscheidet man außerdem zwischen mehreren Wollqualitäten:
- Merino Schurwolle: stark gekräuselt, sehr fein und dadurch besonders hochwertig
- Crossbredwolle: fein, aber robust, entsteht durch eine Kreuzung aus Merino- und Grobwollschafen
- Langwolle: sehr glänzend und relativ wenig gekräuselt oder geschuppt
- Grobwolle: kaum gekräuselt oder geschuppt
- Lammwolle: kommt von Lämmern und ist ganz besonders weich
Was ist der Unterschied zwischen Wolle und Schurwolle?
Tierische Wolle wird immer vom Tier geschoren, ist deshalb nicht jede Wolle automatisch Schurwolle? Nein, tatsächlich ist das nicht das Gleiche. Schurwolle kommt wie gesagt nur vom lebenden Tier. Wolle kann aber auch von toten Tieren oder aus Gebrauchttextilien stammen und eine etwas mindere Qualität aufweisen. Zusammengefasst gibt es bei Wolle also diese Unterscheidungen:
- Gerberwolle stammt von geschlachteten Tieren
- Sterblingswolle kommt von natürlich verendeten Tieren
- Reißwolle ist ein wiederverwertetes Produkt aus Alttextilien
- Schurwolle wird direkt vom lebenden Tier gewonnen
Wie erkennt man Schurwolle?
Dank seiner wärmenden Eigenschaften wird das weiche Material gut und gerne für verschiedene Textilien wie kuschelige Bettdecken, flauschige Teppiche sowie warme Pullover oder Hausschuhe verwendet. Aber woher weiß man eigentlich, ob die Schurwolle auch wirklich echt ist? Als Laie wahrscheinlich gar nicht, deshalb gibt es zur Erkennung für Wolle verschiedene Textilkurzzeichen. So gilt das Kürzel WV für Schurwolle, während WO für Reißwolle verwendet wird. Bezeichnungen wie „reine Wolle“ sagen im Grunde nichts aus, deshalb gilt: stets auf das Kürzel achten!
Übrigens: Für Wolle von anderen Tieren gibt es eigene Kürzel, wie etwa WP für Alpaka, WS für Kaschmir, WY für Yak oder WA für Angora.
Wie wird Schurwolle eigentlich hergestellt?
Vom Schaf auf der Weide bis zum fertigen Wollprodukt benötigt es einige Produktionsschritte. Die eigentlichen „Hersteller“ der Wolle sind in erster Linie die Schafe, denn sie liefern ja das Fell. Ein- bis zweimal im Jahr werden die Schafe geschoren und geben ihre Wolle her, die möglichst in einem zusammenhängenden Stück gewonnen wird. Das passiert meist im Frühjahr, weil die Fasern der Wolle dann kräftiger und länger sind.
Danach wird die Wolle nach Qualität und Farbe sortiert und erst einmal ordentlich gereinigt, bevor sie weiterverarbeitet wird. Mit einer sogenannten Kardiermaschine wird die Wolle dann gekämmt und aufgelockert und anschließend eingefärbt und zu Garn gesponnen.
Beim Spinnen ziehen sich die Fasern eng zusammen und werden zu Fäden verdreht, die daraufhin weiter zu Stoffen gewebt werden. Von da an kann die Schurwolle dann zu verschiedensten Produkten wie etwa Pantoffeln, Teppichen, Decken oder Kleidung weiterverarbeitet werden.
Schurwolle Eigenschaften: das macht den Stoff so einzigartig
Wolle wird als Rohstoff bereits seit Jahrtausenden für die Herstellung von Textilien verwendet. Aber warum eigentlich? Ganz einfach, der hochwertige Naturstoff hat viele positive Eigenschaften, die gerade für Textilprodukte wesentliche Vorteile haben.
- atmungsaktiv und feuchtigkeitsaufnehmend
In synthetischen Stoffen schwitzt man meist schnell, doch Wolle lässt die Haut atmen und nimmt Feuchtigkeit sehr effektiv im Faserinneren auf. Das Material kann sogar bis zu 33% ihres Trockengewichtes an Wasser aufnehmen, ohne sich dabei feucht anzufühlen. Der Wasserdampf wird dann vom Wollstoff einfach nach außen transportiert. Schurwolle eignet sich daher perfekt für selbst-gestrickte Filzschuhe.
- temperaturausgleichend: sowohl wärmend als auch kühlend
Wolle wird manchmal als Klimaanlage für den Körper bezeichnet, weil sie die Temperatur von uns Menschen optimal reguliert. Durch ihre gekräuselten Fasern entstehen Luftpolster, die gut isolieren. Aus diesem Grund sind Wolltextilien gerade im Winter besonders populär, weil sie die Haut angenehm warmhalten und gegen die Kälte von außen isolieren. Gleichzeitig wirkt Wolle aber auch bei Wärme temperaturausgleichend und sorgt dafür, dass man in Wollkleidung oder Wollhausschuhen nicht schwitzt. Die perfekte Mischung für jedes Klima also!
- wasser- und schmutzabweisend
Trotz ihres beachtlichen Fellkleides werden Schafe bei Regen nicht komplett durchnässt. Verantwortlich dafür ist das Wollfett Lanolin. Es weist Wasser und Schmutz ab, was auch bei verarbeiteten Wolltextilien äußerst praktisch ist. So nehmen Wollprodukte Schmutz erst gar nicht so leicht an und sind sehr pflegeleicht. Statt regelmäßigem Waschen reicht es meistens aus, die Textilien einfach eine Zeit lang an die frische Luft zu geben.
- neutralisiert Gerüche
Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Kunstfasern ist, dass Schurwolle unangenehme Gerüche wie Schweiß nicht so leicht annimmt. Ganz im Gegenteil, Wolle neutralisiert Gerüche und gibt sie schnell wieder an die Umgebung ab. Gerade für Hausschuhe oder Sportkleidung ist das ein großes Plus!
- beständiges und langlebiges Material
Die Fasern von Schurwolle sind besonders elastisch, was die Wolle in ihren Eigenschaften sehr solide macht. So ist sie äußerst farbbeständig, knittert wenig und bleibt auch in ihrer Form bestehen. Zudem ist Wolle nur sehr schwer entflammbar. Kurz gesagt: Das Material ist gerade für Textilien sehr verlässlich!
Nachhaltige Wolle: Das müssen Sie wissen
Wolle ist ein natürlicher, umweltfreundlicher und nachwachsender Rohstoff und gilt deshalb als besonders „grün“. Aber freuen Sie sich nicht zu früh, denn all das gilt nur, wenn die Wolle auch artgerechter Tierhaltung entstammt und möglichst keine Chemikalien bei der Herstellung verwendet werden.
Die Herstellung macht’s aus!
Gerade bei billigen Wollprodukten ist oft schwer nachzuvollziehen, woher das Material tatsächlich stammt und unter welchen Umständen die Tiere die Wolle hergeben mussten. Zudem werden von manchen Herstellern chemische Substanzen in die Wolle gemischt, die die Pflege vereinfachen sollen, beim Waschen jedoch winzige Plastikpartikel ins Meer abgeben. Unter den richtigen Umständen sind Wollprodukte allerdings sehr wohl nachhaltig.
Wann ist Schurwolle nachhaltig?
Damit Umwelt und Gewissen möglichst nicht belastet werden, sind also die Qualität der Wolle, die Haltung der Tiere und die Herstellung ausschlaggebend. Reine Schurwolle wird nicht mit zusätzlichen synthetischen Fasern ausgestattet oder mit chemischen Produkten behandelt. Das macht die Wolle zwar etwas teurer als viele synthetische Textilien, doch jedes wertvolle Naturprodukt hat eben seinen Preis. Achten Sie beim Kauf daher unbedingt auf das Herkunftsland, sowie Zertifizierungen oder Zusätze wie „kontrolliert biologische Tierhaltung“. Wer bereit ist, etwas mehr zu zahlen, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch den Tieren und der Umwelt!
Schurwolle waschen: das gibt’s zu beachten
Gut, ein paar Ansprüche hat die Schurwolle in ihrer Handhabung schon. Damit Wolltextilien auch ihre guten Eigenschaften beibehalten, sollten bei der Reinigung deshalb ein paar Dinge beachtet werden. Hier gibt es Tipps von uns, wie das am besten gelingt.
Schurwolle reinigen
Das Wollmaterial macht im Grunde nicht viel Arbeit, denn es nimmt kaum Schmutz an und reinigt sich praktisch von selbst. Damit sie nach einigem Tragen wieder etwas aufgefrischt wird, sollte die Wolle einfach zum Auslüften ein wenig Luft schnappen. Am besten reinigt sie sich bei erhöhter Luftfeuchtigkeit, etwa nach einem Regenguss. Anstatt Wolltextilien zu waschen reicht es also meist, sie einfach öfter mal auszulüften und ins Freie zu geben!
Sollte es doch einmal passieren, dass Hausschuhe, Pullover oder andere Textilien aus Schurwolle schmutzig werden, sollte mit dem Material möglichst sanft umgegangen werden. Das bedeutet: Am besten mit der Hand waschen und dabei nicht zu fest reiben oder rubbeln. Zur Reinigung verwenden Sie dabei einfach ein feuchtes Tuch oder ein spezielles Wollwaschmittel.
No-Gos bei der Schafwollpflege
Achtung: In der Waschmaschine verfilzt der Stoff leicht, deshalb ist es nicht ratsam, Wolle in der Waschmaschine zu waschen. Wenn es nicht anders geht, verzichten Sie unbedingt auf hohe Temperaturen, Weichspüler oder Schleudergang. Auch einen Trockner sollten Wollstoffe auf keinen Fall von innen sehen.
Nach dem Waschen sollten Sie die Wolle ebenfalls nicht zu grob behandeln. Daher: lieber nicht auswringen, sondern einfach in einem Frotteetuch ausdrücken und anschließend an der Luft trocknen lassen. Auf diese Weise bleiben die Wollwaren lange Zeit schön!
Tipp: Nicht nur Menschen, sondern auch Motten haben am Schurwollstoff ihre helle Freude. Als Mottenschutz empfehlen wir daher, ein bisschen Lavendel in den Schrank zu hängen bzw. neben die Hausschuhe zu legen.
Wenn Sie bei Ihren Hausschuhen und ihrer Kleidung auf Schurwolle aus biologischer Tierhaltung setzen, kombinieren Sie angenehmen Komfort mit Nachhaltigkeit. Durch seine temperaturausgleichenden, atmungsaktiven und selbstreinigenden Eigenschaften ist das natürliche Material wärmend, hygienisch und außerdem pflegeleicht. Mit Pantoffeln aus Schurwolle können Sie also auf beste Qualität und wohlige Gemütlichkeit vertrauen!