Lammfell Materialkunde

Kaum ein Material lässt so ein wohliges Gefühl entstehen wie Lammfell. Der kuschelige Stoff ist weich und wirkt temperaturausgleichend, weshalb er besonders als Futter für Hausschuhe und Bekleidung beliebt ist. In unserem Ratgeber erklären wir Ihnen alles Wichtige über das Fell der flauschigen Tiere. Sie erfahren, was Lammfell so außergewöhnlich macht und wie es am besten gepflegt wird.

Lammfell vs. Schaffell – der Unterschied

Die Namen sind eigentlich schon selbsterklärend: Lammfell stammt von Babyschafen bis maximal 12 Monaten, während Schaffell von älteren Schafen kommt. Für die Beschaffenheit des Fells ist dieser Unterschied jedoch wesentlich. Das Fell der Babyschafe ist natürlich kleiner, zudem aber auch extra weich und fein. Schafwolle wird mit zunehmendem Alter der Schafe fester und dichter. Das macht das Fell an sich zwar robuster, aber auch rauer und drahtiger.

Aus diesem Grund ist es vorwiegend das Fell von Lämmern, das für die Produktion von Textilien verwendet wird. Doch wie läuft so eine Produktion eigentlich genau ab und welche Schritte stehen zwischen dem Lamm auf der Weide und dem fertigen Produkt?

Lammfellherstellung

Schaffell wird seit Jahrtausenden von uns Menschen genutzt und aufgrund seiner wärmenden Eigenschaften geschätzt. Im Prinzip ist Schaffell ja nichts anderes als die Haare und Haut der Nutztiere. Doch keine Sorge, die Tiere werden nicht extra für ihr Fell geschlachtet! Die Felle sind vielmehr ein Nebenprodukt der Fleischgewinnung. Bei der Verarbeitung wird also als erster Schritt das Fell vom Fleisch getrennt. Anschließend wird es eine Weile getrocknet und gegerbt, damit die Haut konserviert und zu Leder verarbeitet wird. Für den Gerbungsprozess gibt es verschiedene Methoden. 

Unterschiedliche Gerbmethoden

Mithilfe von Gerbstoffen wird tierische Haut haltbar gemacht. Gerbstoffe können sowohl pflanzlich als auch chemisch sein, sodass unterschiedliche Materialien für die Gerbung zum Einsatz kommen können. Hier sind drei relevante Gerbmethoden:

  • Chromsalzgerbung: Diese Gerbung ist die wohl häufigste Methode und verwendet Chromsalze für die Verarbeitung. Allerdings ist bei dieser Methode Vorsicht geboten. Während dreiwertige Chromverbindungen noch unbedenklich sind, sind bereits sechswertige Chromverbindungen schädlich. Zudem ist diese Methode belastend für die Umwelt, da chemische Substanzen ins Abwasser gelangen.
  • Medizinisch gegerbtes Lammfell: Bei dieser Gerbung wird Regulan GT 50, ein eigens entwickelter Glutardialdehyd-Gerbstoff, verwendet. Dadurch bekommt das Fell eine gelbliche Farbe und wird waschbar und schweißbeständig. Zudem wird das Fell bei dieser Methode weich und stabilisierend, sodass es im medizinischen Bereich eingesetzt wird, etwa als Unterlage bei Rückenschmerzen und Muskelverspannungen.
  • Pflanzliche Gerbung: Die vegetabile Gerbmethode ist zwar langwieriger, verwendet jedoch ausschließlich natürliche Mittel. Dadurch wird die Tierhaut weicher und ist schonender für die Haut. Zudem wird die Umwelt weniger belastet, weil es keine giftigen Abwässer gibt.


Wenn ein Lammfell medizinisch gegerbt wurde, ist es danach fertig und muss nur noch zugeschnitten werden, um etwa in einem Kinderwagen oder als Decke Verwendung zu finden. Wurde das Fell anders gegerbt, kann es dann noch weiterverarbeitet werden. So ist es beispielsweise möglich, das Fell zu färben, zuzuschneiden und zu Kissen, Decken, Lammfell-Pantoffeln und vielem mehr zusammenzunähen.

Verschiedene Arten des Fells

Fell ist nicht gleich Fell! Denn so verschiedene Schafrassen sein können, so unterschiedlich sind auch deren Felle. Das Merinolammfell stammt etwa vom kleinen Merinoschaf und zeichnet sich durch seine besonders feine Wolle aus. Aus diesem Grund ist es äußerst beliebt in der Bekleidungsbranche. Felle von isländischen Lämmern sehen hingegen eher rustikal aus, während Felle von Lämmern aus Österreich eher gelockt sind. Zudem unterscheidet man zwischen folgenden Begriffen:

  • Pelzvelours: Diese Bezeichnung bedeutet, dass die Lederseite außen, die Fellseite jedoch innen getragen wird, wie das etwa bei Stiefeln oder Handschuhen der Fall ist.
  • Biberlamm: Diese Felle werden auf 12mm bis 16 mm geschoren. Die Haarkräuselung wurde durch Bügeln und Fixieren entfernt.

Echtes Lammfell erkennen

Nicht alles, was als Fell von Lämmern bezeichnet wird, ist auch tatsächlich echt. Denn mittlerweile lässt sich selbst synthetisch ein Imitat des Tierfelles herstellen, das auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich aussieht. Tatsächlich merkt man die Unterschiede zwischen Echtfell und Kunstfell aber meist recht schnell. Hier sind ein paar Anhaltspunkte:

  • Die Haare von Echtfell sind weicher, aber gleichzeitig kräftiger und dichter.
  • Das Fell ist zudem etwas schwerer, weil die Rückseite ja aus echtem Leder besteht und nicht aus Plastik.
  • Künstliche Felle sind billiger, können in ihrer Qualität aber nicht mit echtem Lammfell mithalten.


Wer auf Nummer sicher gehen will, kann immer noch den Geruchstest durchführen. Dazu müssen Sie nur ein paar einzelne Haare aus dem Fell ausreißen und mit einem Feuerzeug anzünden. Handelt es sich um echte Tierhaare, entsteht beim Verbrennen – ebenso wie bei menschlichem Haar – ein Horngeruch. Künstliches Fell schrumpft hingegen zu kleinen Klumpen zusammen.

Deshalb ist das Fell von Lämmern so beliebt

Wer schon einmal das anschmiegsame Fell eines Lamms in der Hand hatte, kann verstehen, warum das Material so gerne in der Textilindustrie verwendet wird. Das natürliche Fell hat nämlich mehrere vorteilhafte Eigenschaften, durch die es sich perfekt für Bekleidung eignet:

 ✓ atmungsaktiv und temperaturausgleichend

Die Faser des Fells kann bis zu 30% ihres Eigengewichtes an Wasser aufnehmen, ohne sich dabei nass anzufühlen – das ist doppelt so viel wie Baumwolle und etwa 30-mal so viel wie Polyester! Warme Luft zirkuliert durch die Fasern, was einen optimalen Luftaustausch gewährleistet. So gibt es keinen Hitzestau und auch kein Frieren!

✓ flauschig und hautschonend

Das weiche Fell lädt rein optisch schon dazu ein, sich so richtig hinein zu kuscheln! Das Wollfett Lanolin macht das Fell außerdem sehr hautschonend, was ein weiterer Pluspunkt ist.

✓ gesundheitsfördernd und antibakteriell

Das Fell besteht zu 100% aus Eiweißproteinen und bietet so keinen Nährboden für Viren und Bakterien. Deshalb wirkt es antibakteriell und ist besonders sanft für den Körper. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es ein beliebtes Material für Babydecken, denn es soll sogar sehr gesund sein.

✓ schmutzabweisend und selbstreinigend

Als Material ist das Fell unter anderem auch deshalb so dankbar, weil es äußerst pflegeleicht ist. Dank des speziellen Aufbaus haben Schmutz und Staub keine Chance, weil sie einfach abgestoßen werden. Ideal für Kleidungsstücke und Hausschuhe eben! Erstickungsgefahr droht, falls es in Bauchlage liegt!

Lammfell fürs Baby: gesund oder gefährlich?

Neben Kleidung wird das Fell von Lämmern oft für Babydecken verwendet, weil das Material flauschig und wärmend ist. Manchmal wird behauptet, dass das für die Kleinen eher bedenklich ist. Ist Lammfell für Babys also gefährlich? Nein, ganz im Gegenteil! Gerade für Babyschuhe oder als mollige Unterlage ist es aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften sogar gesund! Da es temperaturausgleichend ist, kann das kuschelige Material dabei sowohl im Winter als auch im Sommer für die Kleinsten zum Einsatz kommen.

Aber Achtung: Wenn das Baby noch sehr klein ist, sollten Sie es nicht unbeaufsichtigt auf einer Felldecke lassen, da sonst Erstickungsgefahr droht, falls es in Bauchlage liegt!

Kann man Lammfell waschen?

Wir haben jetzt schon mehrmals erwähnt, dass das Fell besonders pflegeleicht ist. Das kommt von dem im Schaffell enthaltenen Wollfett Lanolin, das sich praktischerweise selbst sauber hält, indem es Staub- und Schmutzpartikel abstößt. Im Prinzip brauchen Sie es also gar nicht zu oft waschen. Sollte es trotzdem einmal passieren, dass ein Fellprodukt verunreinigt wird, gibt es natürlich durchaus Möglichkeiten, das Fell wieder zu reinigen.

Lammfell reinigen: so geht‘s

Am besten ist, das Fell regelmäßig an der frischen Luft auslüften zu lassen. Das Fell sollte jedoch nicht über längere Zeit der Sonne ausgesetzt und auch nicht auf die Heizung gelegt werden, da es sonst hart werden oder die Farbe verlieren könnte.

Eingetrocknete Flecken lassen sich recht gut mit einer Bürste eliminieren. Entfernen Sie groben Schmutz einfach mit kaltem Wasser und einer pH-neutralen Seife. Die Waschmaschine sollte jedoch nicht die erste Wahl sein. Denn selbst, wenn manche Felle in die Maschine gegeben werden können, sollte das wirklich nur die letzte Notlösung sein. Geben Sie das Lammfell außerdem nach dem Waschen auf keinen Fall in den Trockner! Stattdessen können Sie es einfach lange genug an der Luft trocknen lassen.

Lammfell wieder flauschig machen

Mit der Zeit verfilzt sich das Fell und verliert unter Umständen ein wenig von seinem Kuschelfaktor. Wenn Sie ein wenig bürsten, wird es allerdings schnell wieder flauschig. Spezielle Fellbürsten oder Striegelbürsten lösen die Haare voneinander und machen das Fell wieder weich. Sie entfernen außerdem Schmutz, der sich festgesetzt hat. So wird die Haarpracht im Handumdrehen wieder schön fluffig.

Das flaumige Fell von Lämmern überzeugt als Material nicht nur durch seine kuschelige Weichheit, sondern auch durch seine temperaturausgleichenden und antibakteriellen Eigenschaften. Selbst wenn es mittlerweile synthetische Fellimitate gibt, kommen Sie in ihrer Qualität nicht an das echte Naturprodukt heran. Wer sich bei der Fütterung von Jacken, Hausschuhen oder Ähnlichem für Lammfell entscheidet, liegt also nie verkehrt!

Bilder: © Composer - stock.adobe.com